Sonntag, 27. Februar 2011

"Multi-Facial" (1994) von und mit Vin Diesel

Potzblitz, Herr Diesel! Ich habe eben aus purer Langeweile "The Chronicles of Riddick" geschaut. Bestimmt zum dritten Mal. Wahrscheinlich auch nur, weil letztens "Pitch Black" im Fernsehen lief und ich sehen wollte, ob beide Filme zusammen eigentlich eine kohärente Story ergeben... Reden wir nicht drüber.

Anyway, Action-Held Vin Diesel (Italian-American & African-American) hat ein sehr ambivalentes Äußeres; eine Eigenschaft, die ihm einerseits erlaubt die absurdesten Rollen anzunehmen, aber ihn andererseits ausschließlich auf Rollen festnagelt, welche als racially ambiguous gelten. Hollywood ist da nicht so flexibel. Und eigentlich wollte ich nur wissen, ob er seine Erfahrung diesbezüglich mal vor der Kamera geäußert hat - wegen der verschiedenen Rollenangebote und der Stereotypisierung und so... und schau an: Er hat zu Beginn seiner Karriere einen Kurzfilm darüber gedreht, und der ist auch noch gut!!! 
"Multi-Facial" ist die Geschichte eines biracial-american Schauspielers, verzweifelt auf der Suche nach Arbeit. So hangelt er sich von Casting zu Casting, doch ist mal zu schwarz, mal zu weiß und mal nicht Latino genug für die jeweils angebotene Rolle. Auf den Punkt gebracht wird alles in einem wunderschöner Monolog am Ende des zweiten Teils. Herr Diesel, zum ersten Mal bin ich wirklich beeindruckt von Ihnen!



Race is not a biological category, it's a social construct. Being biracial means being descendant of people located on the two opposing ends of a racist hierarchy based on those constructs.

Dienstag, 22. Februar 2011

Deutschland lernt lieben - Kopfüber mit Anlauf

Wenn Sarrazin und Broder im Ausland Deutschland vertreten dürfen und Quatsch verbreiten können; über „was Deutschland ausmacht“ reden können, dann darf ich das auch! Ich habe die Dokumente, die mich nicht weniger dazu qualifizieren, ich nöle nicht rum, dass ich mir das Deutschland der 60er zurückwünsche, als die Erde noch eine Scheibe war, als alle noch „Ja, Massa, Deutschlande gutes Lande, ich arbeiten hart für Wiederaufbau“ antworten mussten. Ich bin ein überzeugter Fan der Zukunft; ich werde einen entscheidenden Teil meines Lebens in ihr verbringen.

Ich möchte Deutschland, verdammte Kacke, lieb haben dürfen! Ich möchte jubeln, wenn die Nationalmannschaft Tore schiesst und ich habe keinen Bock mehr, mir von anderen sagen zu lassen, in wie weit ich deutsch sein darf oder, ob ich gerade wieder von der historisch-politsch-sozial-medialen Norm abweiche. Ladies and Gentlemen, die patriotische Woche ist eröffnet! Ich freue mich diebisch auf die erste Aufführung der deutschen Nationalhymne türkischer Sprache. Ich möchte einen Gospelchor, ich möchte mein Deutschland! Einigkeit und Recht und so...
Ich lasse mir nicht sagen, Multikulti sei gescheitert, weil erstens niemand, der/die das behauptet überhaupt eine klare Vorstellung davon hat, wie erfolgreiches „Multikulti“ überhaupt aussieht, zweitens niemand weiß, was genau daran gescheitert ist, und drittens keine Sau eine Ahnung hat, wie nach einem „gescheiterten“, postapokalyptischen Multikulti überhaupt zu verfahren wäre. Das "Projekt" einstellen? Alles abbrechen, was im Entferntesten die Verbindung verschiedener kultureller Einflüsse propagiert?
Wenn die Deutschland dürfen, dann darf ich das auch! Und zwar ein besseres! Eins, das meine Aufmerksamkeit, mein Engagement verdient! Und ich werde es feiern! Sarrazins dürfen gerne die Zeitmaschine zurück in die späten 50er nehmen, in diesem Deutschland sind sie obsolet und vergangen und repräsentieren nicht mehr den Geist der Zeit. Ich liebe dieses Deutschland und werde im blinkenden Puff Daddy-Anzug gegen Angela Merkel antreten, wenn es sein muss. Audacity, Baby!


Deutschland lernt lieben 
kopfüber mit Anlauf
(re-claiming patriotism)

Dieses Deutschland lädt ein
zu neuem Stolz und Sorgfalt.
bemüht sich,
aus der Vergangenheit zu lernen
wie Schulmädchen und Jungen
für ein Leben miteinander.
Sankofa fängt sein Ei wider das Vergessen.
Dieses Deutschland versucht
nicht mehr
zu diskriminieren.

Und Deutschtum
erliegt dem konstanten Schwung der Verhandlung,
wie auch die Formation dem konstanten Wandel.
Mensch findet Heimat
im Staub unter den Sohlen. Diese Heimat spricht
in allen Dialekten, schmückt ihre Kleider und Häute
in allen Dialekten, in Menschen-Mosaik
ihre bunten, stolzen Leute. Bittet alle Teil von ihr,
der Vielfalt positiv zu wirken. Dieses Deutschland
begrüßt die Zukunft wie eine Jugendliebe,
hat Schmetterlinge im Bauch.

Dieses Deutschland vieler Religionen
versteht sich
beflügelt von Spiritualität;
bemüht, seine Familien 
intellektuell und spirituell zu nähren,
anstatt talkshowgeil
zu erkranken in den Nestern.
Dieses Deutschland lernt lieben -
kopfüber mit Anlauf.

Dieses Deutschland hilft allen Seelen in Not,
allen Tiergewordenen unabhängig von Herkunft
und Gefieder des Vogels auf dem Pass.
Dieses Deutschland erlaubt sich,
morgen schon ein Besseres zu sein
und kackt auf die Eliten und verändert nicht die Welt
und lässt sich hinterfragen.

Dieses Deutschland
bewirtet seine Fremden wie noch unbekannte Freunde,
feiert die Senioren, peitscht die nestflüchtige Jugend raus die Sonne zu umrunden,
tanzt den Pragmatismus im Staub der Paragraphen,
tanzt im Takt der Polyrhythmen Kapriolen - Sohlen blank. 
Land des Handwerks,
Land des Handels, nicht der Macht der Industrie, 
des Wandels,
der Erinnerung,
der Kraft
der Fantasie.

Dieses Deutschland
ist so cool. So stolz,
Teil von ihm zu sein!



picture source: http://images.zeit.de/studium/hochschule/2011-01/afrodeutsche-studie/afrodeutsche-studie-540x304.jpg

Montag, 7. Februar 2011

Auftritte im Feb.2011

UPDATE
Spoken Word Performance von Philipp Khabo Köpsell
„Die Akte James Knopf - Afrodeutsche Wort- und Streitkunst”
mit musikalischer Begleitung auf der Violine von Daniele G. Daude



Mittwoch, 09.02. 14:00 Uhr (Solo-Auftritt)
Universität Bayreuth
Raum NW2 - S82
Universitätsstr. 30, 95440 Bayreuth


Freitag, 11.02. - 21:00 Uhr
Black History Month Hamburg (http://www.bhmhamburg.de/)
Poetry Night
Ort:  Hamburger Botschaft, Sternstraße 67, Hamburg


Samstag, 19.02.
Joliba's Black Basar (http://www.joliba-online.de/)
Ort: Werkstatt der Kulturen, Berlin
Wissmannstr. 32, Berlin



Daniele Daude studierte Geige und Kammermusik (LK Streichquartett) am Conservatoire National de Région Aubervillier-La Courneuve bei Hélène Houzel, Nicolas Burton-Page und Hélène Silici. Sie schloss ihr Studium 2001 ab und spielt seitdem in Berliner Kammermusikprojekten, wie das Kairos Kammerorchester (Dir. Igor Budinstein) oder das Streichwerk Schöneberg (Dir. Lars Straehler-Pohl) sowie in verschiedenen Orchestern – u.a. Studiosi Cantandi (Dir. Norbert Ochmann) und das Sinfonie Orchester Schöneberg (Dir. Stanley Dodds). Seit 2009 trat sie mit Chantal-Fleur Sandjon und Bra Phil (P.Khabo Köpsell) zusammen auf.


Philipp Khabo Köpsell, geboren 1980, ist Spoken Word Künstler und Aktivist Deutsch-Südafrikanischer Herkunft. Er wuchs in Göttingen auf und studierte Afrikawissenschaften und Englisch an der Humboldt-Universität Berlin. Philipp Khabo Köpsell ist Mitglied der Rap/Poetry Formation „New Night Babies“ (zusammen mit RonAmber „Flow“ Deloney), „Blaque ReinneCarnation“ und der Hip Hop Gruppe „Dead Horse Running“. In seinem Lyrikband "Die Akte James Knopf. Afrodeutsche Wort- und Streitkunst" thematisiert er den alltäglichen Rassismus, die Schaffung neuer, selbstbestimmter Räume und die verzerrte Welt der Popkultur.

Blacking Up: Hip-Hop’s Remix of Race and Identity (2010)

Blacking Up (2010):
"Blacking Up" explores racial identity through the lens of hip-hop music and culture. The film focuses in particular on the tensions that surround white identification with hip-hop. Popularly referred to by derogatory terms such as "wannabe" or "wigger," the white person who identifies with hip-hop often invokes heated responses. For some, it is an example of cultural progress - a movement toward a color-blind America. For others, it is just another case of cultural theft and mockery - a repetition of a racist past. [http://www.kpbs.org/news/2010/jan/13/blacking-hip-hops-remix-race-and-identity/]

Winner of the American Library Association's 2011 Notable Videos for Adults Award
(scroll down to #3)

Picture source:https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhrw37BPSsAoizvZKuRCfBf8vIK7A5pEyzUNsUZoo8rX_-ljnInMWgxHSZ-GuwFrsKbJHLGbReQPa6XGkOP1gcgjMF9w-s14mWgthO9AYXirLA4TuGmuhyjRvPeKGyyak8OIRBOjcK2n6LJ/s1600/jolson-blackface.jpg

Freitag, 4. Februar 2011

Tausend Worte Tief: Chantal-Fleur Sandjon. Drei Tage mehr Reife

Foto: Oliver G. Seifert

Chantal-Fleur Sandjon. 
"Drei Tage mehr Reife"
am 09.02.11 bei der Lesereihe Tausend Worte Tief in der Werkstatt der Kulturen Berlin.

Die afro-deutsche Dichterin Chantal-Fleur Sandjon hat sich in ihrer Arbeit stark der Verortung der eigenen Stimme und Identität fernab von Migrantenstatus und Anders-Deutschsein verschrieben.

In dieser Lesung gibt sie der Vielfältigkeit Schwarzer Erfahrung Raum und verschiebt den Fokus vom politischen Makrokosmos auf das oft unsichtbare Individuum. Eine überraschend interaktive und melodische Spoken-Word Performance in englisch und deutsch.

Die Veranstaltung findet im Rahmen des Black History Month Programms statt.
Der Eintritt ist frei!


Mittwoch 09.02.2011 20:00
Werkstatt der Kulturen | Club
Wissmannstraße 32, Berlin


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